Rechnungen möglichst spät zu bezahlen, das wird immer mehr zum Volkssport. Was früher für einen Kaufmann Ehrensache war, läuft heute unter dem Motto „ich bin doch nicht blöd“ meine Rechnungen pünktlich und vollständig zu begleichen. Denn wer etwa eine Rechnung im fünfstelligen Euro-Bereich für 40 Tage nicht bezahlt, spart schnell mehrere hundert Euro, die bei einem Bankkredit als Zinsen fällig gewesen wären. Und Geiz ist ja geil!
Handwerksbetriebe warten nach Fertigstellen, Abnahme und Schlussrechnung oft viele Monate auf ihr Geld. Besonders beliebt als Vorwand sind bei säumigen Auftraggebern angebliche Mängel, die einer vollständigen Begleichung der Rechnung im Wege stehen. So vergehen oft Monate mit aufreibenden Vertragsstreitigkeiten, bis der Handwerksbetrieb sein Geld sieht. In Extremfällen spekulieren Auftraggeber sogar unverhohlen auf eine Insolvenz, um letztendlich nicht zahlen zu müssen.
In Zeiten leerer Kassen werden Rechnungen auch von der öffentlichen Hand oft erst nach vielen Wochen oder sogar Monaten beglichen.
Nicht nur beim Handwerk ist unverkennbar, dass die Nichtzahlung von Rechnungen bereits Methode hat.
Nichtzahlung oder verspätete Zahlung wird häufig von vornherein einkalkuliert, weil man sich damit praktisch einen zinslosen Kredit verschafft, den man nicht besichern muß, oder Preisvorteile, weil man letztendlich den Handwerker, der das Geld braucht, unter Druck setzt, so dass dieser letztendlich einwilligt, nur 80 % zu verlangen, um wenigstens zu Geld zu kommen. Dabei sind natürlich nicht 80 % vom Gewinn, sondern 80 % von der Gesamtbauleistung gemeint, die unterhalb der Höhe des Gewinns liegt. Dies muss zwangsläufig zu Problemen führen. Die Unternehmer werden häufig mit Teilzahlungen abgespeist, sind aber zugleich „gezwungen“, Löhne und Gehälter pünktlich und in voller Höhe zu zahlen.
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